Karlskapelle
Als einziges Gotteshaus in der Erzdiözese Köln ist die kleine Kapelle im Stadtteil Oestrich zu Ehren Karls des Großen gebaut worden. Sie entstand 1844 und wurde am 28. Juni 1845 geweiht. Bereits im Mittelalter gab es im Stadtgebiet eine Karlskapelle, die 1452 in der Nähe des heutigen Ziegelweihers errichtet worden war. Ihre Existenz wird durch ein Testament aus dem Jahr 1746 betätigt. Aus ihr stammt vermutlich eine wertvolle spätgotische Figur des heiligen Andreas, die sich heute in der Pfarrkirche St. Lambertus befindet. Dem stark beschädigten Schnitzwerk fehlt zwar das Attribut des Heiligen, das Andreaskreuz, aber auf der Rückseite der Plastik ist an Einkerbungen deutlich zu erkennen, wo dieses Kreuz befestigt war.
Die wechselseitigen Beziehungen zwischen der Pfarrkirche St. Lambertus, zu der Oestrich immer gehörte, und der Karlskapelle werden durch Terrakotta-Figuren der Vierzehn Nothelfer unterstrichen. Sie stammen nach einem Beitrag von Ehrendechant Hermann Josef Kamp, den er für die "Geschichte der Stadt Erkelenz" (1926) geschrieben hat, aus einem Altar der Pfarrkirche. Urkundlich sind Oestrich und Erkelenz gemeinsam erstmals in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Otto I. vom 17. Januar 966 erwähnt. Den Beitrag über das alte Erkelenz in der Geschichte der Stadt schrieb übrigens der aus Oestrich stammende Propst von Heinsberg, Josef Gaspers (1885-1959).
Den Bau der Karlskapelle im Jahre 1844 haben die Einwohner des kleinen Dorfes durch ihre Opferbereitschaft ermöglicht. Sie bauten die neue Kapelle nicht wieder an ihrem alten Standort auf, sondern errichteten sie mitten im Dorf. Für die Restaurierung der Kapelle 1983 / 1984 brachte die Dorfgemeinschaft etwa 30.000 DM auf. Zahlreiche freiwillige Arbeitsleistungen unter fachkundiger Anleitung waren ebenfalls wichtige Beiträge zum Gelingen der Restaurierungsarbeiten. Die Kapelle ist heute innen und außen schöner als je zuvor.